ANTONIA BISIG
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 INTERMEZZI / SPURENSICHERUNG
Einladungskarte zur gleichnamigen Ausstellung, Grünes Wahlbüro, Berlin-Moabit
o.T., Mischtechnik, 21 x 29 cm, 2011
Bild 3: o.T., Mischtechnik, 26 x 32 cm, 2011
o.T., Mischtechnik, 31 x 41 cm, 2011


Bildfragmente der Unglücksreaktoren in Fukushima überlagern eine verworfene Portraitskizze des Atomphysikers J.R. Oppenheimer. Oder in ein zart-wässeriges Farbfeld verirrt sich ein Urlaubsfoto. Es zeigt ein Lehmhaus mit Coca-Cola-Werbung in der Sahara — einer Region, deren Brunnen zunehmend austrocknen. Die aktuellen Arbeiten der in Moabit lebenden Schweizer Künstlerin Antonia Bisig thematisieren zeit- und wissenschaftsgeschichtliche Hintergründe tagespolitischer Ereignisse. Sie fragen danach, wie diese in den Medien aufbereitet werden und wie wir persönlich mit ihnen verwoben sind.

Diesen kleinformatigen, in der Zusammenschau präsentierten Zeichnungen und Collagen stellt die Ausstellung großformatige Bildfahnen gegenüber, die anlässlich der Kulturnacht in der Potsdamer Straße 2004 bei einer 8-stündigen Performance mit dem Titel "tanz die magistrale" entstanden sind. Es sind Teilstücke einer 12 Meter langen Arbeit, die die Spuren der Tanzperformance festhält. Bei dieser Performance reagierte die Künstlerin mit tänzerischen efforts unmittelbar auf Geräusche, Architektur und Raum. Historische Notationen wurden so an dem geschichtsträchtigen Ort selbst in Bewegungsenergien verwandelt. Zudem verweisen Text- und Bildfragmente, gemalte Zeichen und durch Schwünge aus Bewegungssequenzen mit farbgetränkten Quasten verursachte Farbkaskaden auf soziale, historische und kulturelle Dimensionen der Potsdamer Straße.

Gemeinsam sind den aktuellen wie den älteren Arbeiten Antonia Bisigs spezifische Gestaltungsverfahren: Überlagerungen von Zeichnung, Malerei, Schrift sowie das Einarbeiten vorgefundener Materialien wie Fetzen von Zeitungen, Reproduktionen, Fotos, Tesa, Haar, Staub oder Sand. Der spielerische Umgang mit Farbe und Form, Zeichen und Materialität ist den Arbeiten der Künstlerin stets zu entnehmen. Dieser Umgang birgt den Wunsch zu enttäuschen, d.h. das genüsslich schweifende Auge mit unserem Denken zu konfrontieren. Unvermittelt werden wir gewahr, dass mehr oder weniger anmutige Bildwerke Blicke auf Schieflagen freigeben — auf Schieflagen, mit denen wir zu leben gewohnt sind.
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